Die Schlacht um Verdun

Forschung | Die deutsche Luftwaffe vor Verdun und der Feldflugplatz Cunel


Die deutsche Luftwaffe vor Verdun und der Feldflugplatz Cunel
von Timo Gälzer

Die Schlacht von Verdun bietet dem interessierten Betrachter ein vielfältiges Feld der Forschung.

Über die Gründe für den Beginn, Planung, Organisation und Durchführung sowie die beteiligten Formationen und Waffengattungen gibt es eine Fülle von Material und Publikationen sowohl in Buchform als auch mittlerweile auf interessanten Seiten im Internet.

Um die Entwicklung der deutschen Luftwaffe vor Verdun zu verstehen ist es vonnöten, zuerst einmal eine generelle Betrachtung der militärischen Luftfahrt zu Beginn und in den ersten beiden Jahren des 1. Weltkrieges vorzunehmen.

Der Aufbau der deutschen Luftwaffe ist nicht nur mit dem Aufkommen des Flugzeugs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbunden, sondern zuerst einmal mit der Verwendung von Fesselballons zur Feindbeobachtung sowie der Leitung des Feuers der Artillerie. Dies geschah als Reaktion auf die Franzosen welche ihre Festungen mit Fesselballon-Abteilungen bestückten. Nun war es nicht mehr weit bis zum beweglichen Fluggerät. Hier erfolgte wiederum eine Reaktion auf französische Aktivitäten. In den 1880er Jahren entwickelten die Franzosen die ersten „Lenkluftschiffe“ und die militärische Bedeutung und Verwendung wurde vom Generalstab und Kriegsministerium sofort erkannt. Jedoch dauerte es bis in die frühen 1910er Jahre hinein bis brauchbare Modelle von Luftschiffen den Vorstellungen des Militärs genügten. Unter Federführung des Grafen Zeppelin wurden bis Kriegsbeginn die uns bekannten Luftschiffe entwickelt. Zwischenzeitlich hatte sich jedoch auch das Flugzeug selbst enorm weiterentwickelt. Vom ersten motorisierten Flug der Gebrüder Wright am17. Dezember 1903 bis zur Überquerung des Ärmelkanals am 25. Juli 1909 durch den Franzosen Blèriot dauerte es nur sechs Jahre. Das Blatt zugunsten des Flugzeuges gegenüber dem Zeppelin begann sich im Jahre 1910 zu wenden. Nach mehreren Unfällen und Verlusten von Luftschiffen begannen sich im Kriegsministerium Zweifel zu regen. Oberstleutnant Erich Ludendorff, seit 1908 Chef der 2. Abteilung des Generalstabes (zuständig für den Ablauf der Mobilmachung und Aufmarsch der Verbände) wurde zu einem Befürworter des Aufbaues eines Militär-Flugwesens. Hierbei wurde die Pilotenausbildung zunächst als wichtiger als die Lösung der technischen Probleme erachtet. Nachdem unter anderem die Fa. Albatros eine kostenlose Ausbildung von Piloten angeboten hatte wurde auf dem Feldflugplatz Döberitz ab dem 15. Juli 1910 mit der Ausbildung von vier Offizieren zu Flugzeugführern begonnen.

In den folgenden Jahren bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde die Verwendung des Flugzeugs als Beobachter sowie Bomber immer weiter vorangetrieben. Diesbezüglich muss erwähnt werden, dass wegen der baubedingten Konstruktion der ersten Flugzeuge nur eine sehr geringe Bombenlast mitgeführt werden konnte. Ausserdem wurde dem Bombenabwurf nur eine moralische und demoralisierende als eine wirkungsvolle Bedeutung beigemessen. Auch über die Bewaffnung der Maschinen mit einem starren sowie einem beweglichen Maschinengewehr wurde bereits im Jahre 1913 diskutiert. Zuerst wurden die Maschinen mit modifizierten Pistolen 08 Parabellum ausgerüstet. Die mangelhafte Treffsicherheit derselben führte dann aber zur Weiterentwicklung von starren und beweglichen Maschinengewehren, wobei hier zuvorderst das Problem des hohen Gewichts zu lösen war. Jedoch wurde diese Entwicklung durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges vorerst unterbrochen.

Die deutschen Luftstreitkräfte nach der Mobilmachung vom 02. August 1914 bestanden an der Westfront aus 27 Feld-Fliegerabteilungen, vier Festungs-Fliegerabteilungen, acht Etappen-Flugzeugparks, neun Feld-Luftschifferabteilungen und 12 Festungs-Luftschiffertrupps. Dies ergibt eine Anzahl von 196 Flugzeugen, sieben Luftschiffen sowie 18 Ballons für die Westfront.

Einige waren der Kategorie "A" (unbewaffnete Eindecker) zugeordnet, während andere der Kategorie "B" (unbewaffnete Doppeldecker und Zweisitzer) angehörten. Bis März 1915 besaß die Luftwaffe die doppelte Anzahl von FFAs und nahm kurz darauf den Betrieb mit E-Flugzeugen oder bewaffneten Eindecker-Flugzeugen auf, während andere Einheiten sich auf Bombenangriffe spezialisierten. Dies sollte zu den Jagdstaffeln und Kampfgeschwadern mit den Einheiten Kagohls und Riesenflieger führen.

Die Flugzeuge gehörten zu Beginn des Krieges faktisch zu den Verkehrstruppen, waren als eigene Waffengattung noch nicht anerkannt bzw. eingerichtet und hatten somit mit mancherlei taktischen, organisatorischen und technischen Problemen zu kämpfen. Dieser Mangel an taktisch-operativen Führungsgrundsätzen und Einsatzrichtlinien führte demnach auch zu wesentlichen Fehlern in der Auftragsdurchführung und Erkundung von Feindbewegungen. Dies hatte unter anderem einen vielleicht kriegsentscheidenden Rückzug im September 1914 von der Marne bis hinter die Aisne zur Folge. Positiv erwähnt werden muss allerdings auch der Erfolg der 8. Armee gegen die Russen bei Tannenberg. Diese wurde auch dadurch erreicht, dass aufgrund von guter Aufklärung durch Beobachter aus der Luft keine Bedrohung in ihrem Rücken festgestellt worden war.

Wenden wir uns nun der Schlacht von Verdun und den dabei beteiligten deutschen Luftstreitkräften zu.

Nach dem Erstarren der Fronten zum Stellungskrieg war die Hauptaufgabe der Luftwaffe weiterhin die Aufklärung sowie hauptsächlich die Leitung des Artilleriefeuers zwecks Zerstörung von Befestigungen sowie Sturmreifschiessen von Gräben geworden. Jedoch hatte sich mittlerweile auch durch Erfindung des synchronisierten Maschinengewehrs eine neue Waffengattung im Bereich der Luftwaffe entwickelt: die Jagdflieger.

Die ersten Einsitzer-Jagdflieger welche bei den Deutschen zum Einsatz kamen waren die Modelle von Fokker E und Pfalz E-Eindecker-Maschinen. Sie wurden im Frühjahr 1915 in Dienst gestellt und der Flugzeugbauer Anthony Fokker erhielt einen Auftrag für 36 E-Maschinen…

Zum ersten Luftsieg eines Fokker-Einsitzer kam es am 01. Juli 1915 als Kurt Wintgens (FFA 6b) östlich von Luneville einen französischen Morane-Eindecker attackierte und zur Landung zwang. Diesem Luftsieg wurde jedoch die Bestätigung verweigert, weil die Maschine hinter den feindlichen Linien landete.

Den ersten bestätigen Luftsieg eines deutschen Einsitzer-Jagdflugzeuges erzielte Kurt Wintgens schliesslich am 15. Juli 1915 bei Schlucht in der Nähe von Mülhausen über eine französische Morane Parasol.

Nunmehr wurden Fokker- und Pfalz-Einsitzer den Feldfliegerabteilungen als Schutz zugewiesen; dies war die Geburtsstunde der KEK, der Kampf-Einsitzer-Kommandos. Im Juli 1915 waren 15 Kampf-Einsitzer den FFA zugeteilt. Ihre Hauptaufgabe bestand wie beschrieben im Schutz der Feldflieger. Eine selbständige „Jagd“ und das Überfliegen der Frontlinie war strengstens untersagt um zu verhindern, dass den Franzosen oder Engländern das streng gehütete Geheimnis des Unterbrecher-Getriebe-MG´s bekannt werden könnte.

Die Front von Verdun und der Aufmarsch vor der Schlacht

Nach dem Ende des Bewegungskrieges und dem Erstarren der Fronten gingen die Kriegsparteien im Frontbogen nördlich von Verdun zum Stellungskrieg über. Bis zum Beginn der Schlacht war es an diesem Frontabschnitt sehr ruhig geworden. Im Dezember 1915 war die vorbereitende Erkundung des Angriffsgeländes durch die örtlichen Feldflieger- und Feldluftschifferabteilungen bereits abgeschlossen worden. Diese waren folgende:

FFA 25 (AOK 5), FFA 60 (XVIII. RK) FFA 2 (XVI. AK) FFA 34 (VI. RK) FFA 44 (V. RK), AFA 203 und 211, FLA 4

Am 29. Dezember erging vom Oberkommando der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz der Befehl, zur Tarnung der beginnenden Angriffsvorbereitungen „eine planmäßige Luftsperre in der allgemeinen Linie Montfaucon-Consenvoye-Azannes-Ornel durchzuführen. Jedes feindliche Flugzeug oder Geschwader das die deutsche Kampffront überfliegen sollte, war unverzüglich anzugreifen.“

Das Dorf Cunel und der Feldflugplatz

Das Dörfchen Cunel liegt nordwestlich von Verdun zwischen dem linken Ufer der Maas sowie dem Ostufer der Aire auf einem Höhenrücken. Wann genau der Ort gegründet bzw. erstmals erwähnt wurde, war nicht zu ermitteln. Bei der im Jahre 1793 durchgeführten Volkszählung lebten 158 Menschen in Cunel.

Die höchste Bevölkerungszahl erreichte der Ort in der 1850er Jahren mit über 240 Einwohnern. Vor dem ersten Weltkrieg lebten 114 Menschen in Verdun, und im Jahre 1921 waren es bereits wieder 98. Dann setzte jedoch, wie in der ganzen Region zu beobachten, die Landflucht ein und die Einwohnerzahl sank stetig. Heute leben nur noch 18 Personen in dem ausgestorben wirkenden Dorf.

Wann genau der Feldflugplatz nordwestlich von Cunel in Betrieb genommen wurde, konnte nicht festgestellt werden. Es ist jedoch anzunehmen dass er bereits kurz nach oder während des Bewegungskrieges angelegt worden ist. Der Flugplatz befand sich auf beiden Seiten der Straße Cunel-Bantheville, der heutigen D15. Die Zelte und Hangars befanden sich rechts der Straße, nah am oder im Wald, dem Bois de Pultière (siehe Abb. 1). Die Flugzeuge wurden über die Straße auf das eigentliche Flugfeld geschoben.

Bekannt ist dass auf dem Flugplatz die Feldflieger-Abteilung 34 (FFA34) mit dazugehörigem Kampf-Einsitzer-Kommando stationiert war.

Der kommandierende Offizier war Hptm. Hugo Geyer, dessen Nachfolger war Hptm Victor Carganico im Juni 1916. Carganico wechselte im Januar 1917 zur FFA 11. Unter den Piloten befanden sich Jakob Wolff, Lt. Kitz, Fritz Loerzer und Fritz Bronsart von Schellendorf. Heinrich Arntzen diente bei der FFA 34, bevor er zur FFA 2 wechselte und später zu Jasta 15 wechselte. Luftaufnahmen von KEK Cunel zeigen eine Stärke von mindestens sechs Eindeckern, und es ist wahrscheinlich, dass die Einheit eine gleiche Anzahl von Einsitzer-Piloten hatte. KEK Cunel scheint für einen 30 km langen Teil der Front für Blockier- oder Sperrflüge verantwortlich gewesen zu sein.

Auf dem benachbarten Feldflugplatz in Sivry-sur-Meuse war der „Vater der deutschen Jagdfliegerei“ Oswald Boelcke vom 11. März bis Ende Juni 1916 im Einsatz. Es ist gesichert dass er auch ab und an dem benachbarten Feldflugplatz der KEK Cunel einen Besuch abstattete.

Wald von Pultière mit dem Flieger-Lager am Westrand
Abb. 1 Wald von Pultière mit dem Flieger-Lager am Westrand

Ein nicht so bekannter Umstand ist, dass es in der unmittelbaren Nähe einen weiteren Feldflugplatz gab, und zwar in Bantheville, östlich der Straße Bantheville nach Romagne-sous-Montfaucon! Aller Voraussicht nach wurden jedoch beide Flugplätze von der FFA 34 genutzt, je nach Bedarf bzw. nach Flugaufkommen. (Abb. 2)

Abb. 2
Abb. 2

Geyers ehemaliges Hauptquartier befindet sich noch immer im Dorf Cunel, wo nur noch siebzehn Einwohner leben. Das ehemalige Schloss ("Mairie") wurde nach dem Krieg aufgrund von Schäden, die 1918 während der Kämpfe zwischen amerikanischen und deutschen Streitkräften während der Maas-Argonne-Kampagne entstanden waren, teilweise als höheres Gebäude rekonstruiert.

Etwas außerhalb von Cunel, auf der Straße in Richtung Bantheville, befindet sich rechts ein Friedhof. Dort befindet sich auf privatem Grund ein kleiner Wald, in dem sich ein stark beschädigtes Denkmal für die Männer der FFA 34 befindet. Dieses Denkmal (Abb. 3) trägt in der Bevölkerung den Namen „Kronprinzen-Bank“, wohl angelehnt an die Form des Bauwerks sowie des Umstandes dass der Kronprinz des öfteren auf dem Feldflugplatz zu Gast war (Abb. 4) und man unbestritten von hier einen schönen Blick über einen großen Teil der Region hat.

Abb. 3 Flieger-Denkmal FFA 34 „Kronprinzen-Bank“
Abb. 3 Flieger-Denkmal FFA 34 „Kronprinzen-Bank“

Die Namen auf dem Denkmal konnten teilweise identifiziert werden:

  • 1. Leutnant der Reserve Fritz Rösseler, geb. 17.03.1893 in Pallanza, Italien; gefallen am 06. Juni 1915 bei Bèthelainville als Pilot von Aviatik B II 707/14 – abgeschossen von Louis Quillien und Pierre Saulnier d`Anchald von Escadrille MS 37 (MS steht für den Flugzeugtyp Morane Saulnier) – bestattet auf dem dt. Soldatenfriedhof Consenvoye, Block 1/1590
  • 2. Oblt. Max Seehagen, geb. 10.01.1890 in Berlin, gest. 22.05.1916 in Freiburg/Breisgau – er wurde vermutlich verwundet und starb später in einem Hospital in Freiburg
  • 3. Uffz. Peter Engel, geb. 24.03.1892 in Gensfelderhof, gef. Am 06.08.1916 bei Avocourt. Engel liegt ebenfalls in Consenvoye in Block 1/556 begraben.
  • 4. Lt. d.R. Otto Maiwald, geb. am 24.09.1886 in Albrechtsdorf, gef. Am 06.08.1916 bei Avocourt. Maiwald war der Beobachter von Uffz. Engels Flugzeug. Der Abschuss erfolgte durch das spätere Flieger-Ass Victor Sayaret von Escadrille N 57 (N f. Nieuport 11 N1256), stationiert zu dieser Zeit in Bar-le-Duc.
  • 5. Flieger Theodor Mittelstädt, geb. 09.03.1890 in Poliscewo, gef. 18.11.1915 bei Romagne-sous-Montfaucon. Bestattet ist Mittelstädt heute auf dem dt. Soldatenfriedhof Romagne-sous-Montfaucon, Grab 185.
  • 6. Uffz. Alex Öhrlein, geb. 20.12.1891 in Frankfurt, gef. 14.04.1916 bei Dun-sur-Meuse. Bestattet ist Öhrlein auf dem dt. Soldatenfriedhof Dun-sur-Meuse als „Alexander Ohrlein“ in Bock 7 Grab 8.
  • 7. Lt. Horst Meyer, geb. 09.10.1891 in Danzig, gef. 29.04.1916 bei Kut-el-Amara (Irak) Vermutlich war Meyer zur 2 osmanischen FFA abkommandiert. Der 29. April war der letzte Tag der Belagerung von Kut-el-Amara, die am 07. Dezember 1915 begonnen hatte.
Abb. 4 Kronprinz Wilhelm zu Besuch in Cunel. Bei dem Soldaten rechts auf dem Bild ist deutlich das Abzeichen für die FFA 34 zu erkennen.
Abb. 4 Kronprinz Wilhelm zu Besuch in Cunel. Bei dem Soldaten rechts auf dem Bild ist deutlich das Abzeichen für die FFA 34 zu erkennen.

Heutzutage ist das Ausmass des Flugfeldes noch deutlich erkennbar wenn man Cunel in Richtung Bantheville verlässt und auf der Höhe des kleinen Dorffriedhofes das Gelände links der Straße betrachtet. Fährt man die Straße weiter und gelangt nach Durchfahren der kleine Senke auf die nächste Anhöhe so befindet sich direkt an der Straße rechts im Wald das Fliegerdenkmal (Abb. 5)

Abb. 5 – das Flugfeld links der D15
Abb. 5 – das Flugfeld links der D15

Es kam auch des öfteren zu Bruchlandungen bzw. Notlandungen nach Luftkämpfen bzw. Beschuss vom Boden aus. Hier ein gutes Foto einer bruchgelandeten Maschine (Abb. 6)

Abb. 6
Abb. 6

Der Feldflugplatz war auch während der frz.-amerikanischen Maas-Argonnen-Offensive noch in Betrieb. Spätestens mit Inbesitznahme des Dorfes Cunel durch amerikanische Einheiten um den vierzehnten Oktober 1918 herum, verliessen wohl die letzten Maschinen das Flugfeld. Nicht mehr flugfähige und schwer beschädigte Apparate wurden zurückgelassen. Hier spielte vermutlich auch der Mangel an Ersatzteilen eine Rolle. Zudem wurde der Feldflugplatz zweifellos auch aus der Luft bombardiert und später von der alliierten Artillerie beschossen. (Abb. 7 u. 8)

Abb. 7 amerikanische Soldaten mit dt. Flugzeugwrack mit sichtbaren Einschusslöchern
Abb. 7 amerikanische Soldaten mit dt. Flugzeugwrack mit sichtbaren Einschusslöchern
Abb. 8 – Feldflugplatz Cunel möglicherweise nach Bombardierung aus der Luft – nicht gesichert
Abb. 8 – Feldflugplatz Cunel möglicherweise nach Bombardierung aus der Luft – nicht gesichert

Eine interessante Postkarte zeigt den Flugplatz Cunel wohl zu Beginn der Schlacht von Verdun bzw. den vorbereitenden Massnahmen zur Luftsperre (Abb. 9)

Abb. 9
Abb. 9

Die Inschrift lautet: „Unser Flugplatz. Haben jetzt alle Hände voll zu tun. Die Franzosen versuchen durchzubrechen, aber hier halten Wacht Hessen, Baiern, Schwaben, Sachsen, denn allen sind sie nicht gewachsen. Wir lassen keinen durch und wollte der Teufel auf Stelzen gehen. Nochmals Gruss“ (Neuroth?)

Die deutsche Luftwaffe während der Maas-Argonnen-Offensive

Leider sind die Aufzeichnungen über Einsätze der deutschen Jagd- und Schlachtstaffeln während der Maas-Argonnen-Offensive ziemlich dürftig. Fakt ist jedoch, dass die deutschen Verbände gegenüber den allierten Staffeln an Zahl und Ausstattung weit unterlegen war. Dies wurde teilweise durch die Kriegserfahrung der deutschen Piloten und Beobachter wettgemacht, konnte das Kräfteverhältnis aber natürlich nicht zugunsten der Deutschen verändern.

Bekannt ist dass die deutschen Jagdgeschwader Nr. 1 und 3 im Gebiet der Maas-Argonnen-Offensive im Einsatz waren.

Im Bereich der fünften Armee waren unter der Bezeichnung Schlachtgruppe B2 folgende Schutz-o. Schlachtstaffeln im Einsatz:

  • Nr. 5 – Feldflugplatz Louppy-sur-Loison vom 23.-29.10.1918
  • Nr. 20 – Feldflugplatz St. Mard Vitron, vom 23.29.10.1918 Louppy-sur-Loison
  • Nr. 21 – siehe Schlachtstaffel 20
  • Nr. 33 – Feldflugplatz Thonne-les-Près (bei Montmedy) 26.09.-13.10.1918
  • Nr. 3 – Feldflugplatz Preutin vom 06.-21.10. Mercy-le-Haut vom 21.-31.10.1918
  • Nr. 13 – siehe Schlachtstaffel 3
  • Nr. 19 – siehe Schlachtstaffel 3
  • Nr. 26b (bay) – Feldflugplatz La Fertè-sur-Chiers vom 06.-31.10.1918
  • Nr. 29b (bay) – Feldflugplatz Preutin vom 06.-21.10.1918

Folgende Feldflugplätze bestanden während der Schlacht von Verdun sowie der Maas-Argonnen-Offensive im Bereich von Verdun: Martincourt-sur-Meuse, Stenay, Jametz, Buzancy, Vouziers, Monthois, Sivry-sur-Meuse, Bantheville, Cunel, Ferme de Chassogne (bei Ancreville) Brainville-Porcher (südwestl. Jarny), Louppy-sur-Loison, Thonne-les-Près (westl. Montmedy), La-Fertè-sur-Chiers (nordöstlich von Stenay), Preutin (nördl. von Piennes)

Während der Maas-Argonnen-Offensive gibt es von amerikanischer Seite einige Erfahrungsberichte über den Einsatz von deutschen Fliegern. Ein paar werden hier wiedergegeben:

„Als der Angriff ins Stocken geriet, stießen deutsche Flugzeuge aus den tief liegenden Regenwolken und beschossen entweder die amerikanische Infanterie oder leiteten die feindliche Artillerie. Ein Flugzeug schien den Soldaten Rizzi für die Vernichtung ausgewählt zu haben:

"Ich möchte sagen, dass das Flugzeug mich mehr erschreckt hat als jemals zuvor in meinem Leben. Ich dachte wirklich, er schießt direkt auf mich und ich konnte fast seine Gesichtszüge sehen, als er auf uns zukam. Ich habe versucht, mich in mein Fuchsloch zu zwängen und bedeckte mich mit meiner Ausrüstung, während ich meine Faust auf ihn schüttle und schrie: Du, du Hurensohn. Komm runter und lass mich nur einen Stoß auf dich machen. Ich hatte Angst - und glaube ich, es müssen Hunderte wie ich gewesen sein "

Bericht des 140. US Infanterie-Regiments während des vergeblichen Angriffs auf die Höhen von Charpentry, 28. September 1918 – 35. US Division

„Die Deutschen haben die Versorgungswege der ersten Armee nie in großem Umfang angegriffen, aber die Macht dazu blieb in ihrer Reichweite. Als Private Rush Young mit den Reserveeinheiten der 80. Division in der Nähe von Bethincourt vorrückte, sanken zwei feindliche Flugzeuge über die überfüllten Straßen“:

"Wir machten uns alle auf den Weg zu den Gräben am Straßenrand und dachten, wir würden ausgelöscht. Zurück kamen sie und wir begannen, einen Hagel von Maschinengewehrkugeln auf sie abzufeuern. Sie flogen nicht die Kolonne entlang, sondern quer von einer Seite zur anderen .... Das einzige Mal während des Krieges, dass ich den Colonel jemals im Kampf gesehen hatte, war jetzt. Er ... fing an, mit seiner Pistole auf sie zu schießen, soweit es möglich war. Ich fragte mich oft, mit wem er sich wohl auseinandersetzen könnte, eine Pistole, die auf ein fliegendes Flugzeug schießt.“

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„Nachdem die Deutschen abgeflogen waren, kamen einige alliierte Flugzeuge an und flogen herum. Als sie umdrehten, kehrten die feindlichen Flugzeuge zurück und wiederholten ihren Strafing-Akt. Erstaunlicherweise verursachten sie unter den bepackten Soldaten, die die schmale Straße verstopften, nur leichte Verluste, jedoch fühlten wir uns so hilflos wie der sprichwörtliche Schneeball in der Hölle".

80. US Division

„Abhängig davon hatten die Deutschen den Vorteil, den Himmel mit mehr als einem Dutzend Flugzeugen zu kontrollieren, die die Amerikaner nach Belieben beschossen, bombardierten und belästigten. Dies, mit dem deutschen Vorteil in Bezug auf Volumen und Genauigkeit des Artilleriefeuers, stellte die Zerstörung der 35. Division sicher. Der deutsche Gegenangriff war verheerend. Deutschland hatte den Vorteil bei Luft-Boden-Flugzeugen. Es entwickelte die Junkers J1 1917 speziell für Bodenangriffe. Es folgte die Produktion eines weiteren Bodenangriffsflugzeugs, der Hannover C III. Die Amerikaner würden den Zorn dieser Maschinen täglich in der Maas-Argonne-Kampagne erleben.“

35. US-Division in der Maas-Argonnen-Offensive

Quellen:
Johan Ryheul – Keks and Fokkerstaffels
R.G. Head – Oswald Boelcke
Niklas Napp – Die deutschen Luftstreitkräfte im Ersten Weltkrieg
Stephan Klink – Privatarchiv
Kurt Möser – Schlachtflieger 1918
Rick Duiven u. Dan-San Abbott – Schlachtflieger!
Douglas V. Mastriano – Thunder in the Argonne
Edward G. Lengel – To conquer Hell