Die Schlacht um Verdun

Forschung | Der "Grenadierweg" an der Vaux-Kreuz-Höhe


Der "Grenadierweg" an der Vaux-Kreuz-Höhe von Stephan Klink

Der Grenadierweg bzw. -Graben war einer der zahlreichen Gräben nahe der strategisch wichtigen Vaux-Kreuz-Höhe, südwestlich der zerstörten Ortschaft Ornes. Insbesondere ab dem Frühjahr 1917 entbrannten heftige Kämpfe um dieser Höhe.

Der Ursprung dieses Lauf- bzw. Annäherungsgrabens läßt sich nicht mehr mit letztlicher Sicherheit bestimmen. Seine Entstehung dürfte aber auf die Anwesenheit und den Einsatz des Leib-Grenadier-Regimenter Nr. 109 und des Grenadier-Regiments Nr. 110 zurückgehen, die von Januar bis September 1917 im mittel- und unmittelbaren Bereich der Vaux-Kreuz-Höhe lagen. Allerdings findet der Graben in den Aufzeichnungen der genannten Regimenter keine Erwähnung.

Der Grenadierweg verlief südwestlich von Ornes kommend, am Hang zwischen Grenadierhöhe und Vaux-Kreuz-Schlucht, hinauf in die vordersten deutschen Stellung an der Vaux-Kreuz-Höhe. In den Truppengeschichten, der an der Vaux-Kreuz-Höhe eingesetzten Regimenter, liest man nur sehr wenig über den Grenadierweg. Das im September 1917 dort eingesetzte Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 258 berichtete über den offensichtlich entsetzlichen Zustand des Grabens folgendes: „[...] Noch fürchterlicher aber war der Weg von dort zur vorderen Linie, der sog. Grenadiergraben. Eine flache Mulde, fast ohne Böschung, ohne Schulterwehren, ständig unter Feuer, zerrissen von Trichtern und Sprenglöchern, führte er, an gesprengten und ausgeräucherten Stollen vorbei, buchstäblich über Leichen nach vorne.“

Den Anmarsch durch den Grenadierweg in die vorderste Stellung schilderte P.C. Ettighoffer anschaulich in seinem Buch „Gespenster am Toten Mann“. Ettighoffer war ebenfalls Angehöriger des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 258: „[...] Wir gehen den Grenadierweg hinan, schauen nicht rechts, schauen nicht links. Wir wollen es einfach nicht. Wollen die Toten, hart am Wegrand nicht sehen. Möchten uns einbilden, es seien nur Schatten. Ich habe zuerst nur vor mich geschaut, dann doch mal rechts geblickt und sie liegen sehen. Wende mich weg, und sie liegen links gerade so reichlich. Wie gesät liegen sie, einige auf dem Gesicht, andere auf dem Rücken [...] Man hat die Leichen einfach beiseitegeschleift, denn der Grenadierweg muß frei bleiben, als einzige Verbindungsader der Lebenden zur vordersten Linie. Wir schleichen immer noch den Grenadierweg hinan. Manchmal gibt es eine Stockung. Stahlhelm prallt gegen das Kochgeschirr auf den Rücken des Vordermannes. Querschläger miauen [..] über uns hinweg. Vorne schießt ein feindliches Maschinengewehr ein wütendes Streufeuer [...] Einzelne Verwundete keuchen an uns vorüber, laufen zu Tal. Es sind Leute unseres Regiments, Angehörige der vor uns auf dem Grenadierweg marschierenden Kompanie [...] Der Grenadierweg will kein Ende nehmen. Wir müssen doch schon bald beim Franzmann sein [...] Unser Melder führt uns links in den Graben. Wir sind am vorläufigen Ziel in der vordersten Linie.“

Anhand einer Stellungskarte des Bayer. 31. Infanterie-Regiments, welches in diesem Bereich im Frühjahr 1918 eingesetzt war, spielt der Grenadierweg offensichtlich keine Rolle mehr. Die Zerstörungen sind zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon erheblich fortgeschritten und der Graben ist wohl nur noch in Teilstücken zu benutzen.

Auf dem heutigen Gelände läßt sich der ehemalige Verlauf des Grabens kaum noch nachvollziehen. Zu schwer waren die Verwüstungen der beiderseitigen Artillerien - der Grenadierweg ist und bleibt Geschichte auf einem der größten Schlachtfelder des 1. Weltkriegs.

Quellen:
- Ettighoffer, P.C.: Gespenster am Toten Mann, Gütersloh 1937
- v. Freydorf, Rudolf: Das 1. Badische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 im Weltkrieg 1914 - 1918; Karlsruhe 1927
- Offz.Vereinig.d.Rgts: das 2. Badische Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110, Oldenburg 1927
- v. Reiß: Das K.B. 31. Infanterie-Regiment, München 1929- Stepkes; Menzel: Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 258, Köln 1935

Der Grenadierweg an der Vaux-Kreuz-Höhe